Rudi's Motorradtouren

Große Alpentour - Einmal Alpen und zurück

Montag, 24. Juli 2000, 7. Tag:

Der Morgen empfing uns mit schönstem Wetter! Das Wasser zum Waschen war allerdings sehr schmutzig, da, wie auch immer, Teile des Regens hineingeraten waren. Auch Dietmar durfte sein Zelt zunächst erst mal trocken legen, allerdings war die Wasserlache nicht so groß wie vorher bei mir. Werner und Lothar entschlossen sich für den Rest der Tour im eigenen Zelt zu schlafen.

Nach dem Frühstück und dem Abbau der Zelte konnte ein Highlight der französischen Alpen, der Grand Canyon du Verdon angesteuert werden. Über Castellane erreichten wir dieses herrliche Fleckchen Erde. Für mich persönlich gehört der Grand Canyon du Verdon neben dem bereits oben beschriebenen Combe Laval zum Schönsten was diese Tour zu bieten hat! Drei Pässe liegen „am Wegesrand“: Der Col d’Ayen (1032m), der Col de l’Olivier (711m), der Col d’Illoire (964m)und der Col de Vaumale (1201 m). Die Runde um den Canyon verlief problemlos und war trotz des regen Verkehrs ein Genuss.

Das Ziel des Tages war Sospel. Also ging es weiter über Comps-s-Artuby und den Col de Clavel (1060m) auf die D2 Richtung Vence. Über Grègolieres erreichten wir den Col de Vence (963m) – eine Motorradstrecke par excellence. Am liebsten wäre ich noch mal umgekehrt und hätte die Strecke erneut  genossen!

Von Vence nach Carros war der Weg noch einfach zu finden, da wir uns aber entschlossen hatten Nizza zu umgehen, galt es auf sehr kleinen, wie sich aber herausstellte sehr schönen Straßen den Weg zum Col de Braus zu finden. Über Aspremont, Tourrette-Levens, sowie den Col de Chateauneuf ( 627 m) und Contes kamen wir letztlich zum Col de Nice (412m) und nach l’Escarène am Fuße des serpentinenreichen Col de Braus (1002m).

Als letzter Pass des Tages war schließlich noch der Col St. Jean (612m) an der Reihe und schließlich erreichten wir unser Tagesziel Sospel. Wenn ich für jede Kehre, die wir an diesem Tag gefahren, 10 DM erhalten hätte, wäre ein erkleckliches Sümmchen zusammen gekommen!!!

Der 7. Tag noch einmal im Überblick:

Dienstag, 25. Juli 2000, 8. Tag:

Über den Col du Pérus (654m) und den Col de Brouis (879m), Saorge, die Gorges (Schlucht) de Bergue und Gorges de Paganis ging es Richtung Col de Tende (1871m). Wir wollten nicht durch den Grenztunnel fahren, sondern die alte Tende-Passstraße mit ihren 48 engen Kehren auf der Südrampe erklimmen. Zwar ist die Strecke bergauf fast ausschließlich Schotterstrecke, aber dennoch – im Nachhinein betrachtet – ein Muss(!) für jeden Motorradfahrer. Die Abfahrt ins Tal nach Norden ist vollständig asphaltiert und schön zu fahren.

Kurz vor Borgo San Dalmazzo bogen wir links ab nach Valdieri. Dort zweigt eine sehr kleine Straße nach rechts ab, Richtung Festiona. Für diese Strecke spricht sicherlich, dass der Giro D’Italia in diesem Jahr hier entlang führte, wie wir an den unzähligen Farbaufschriften auf der Fahrbahn sehen konnten.

Nach der Mittagspause in Demonte erreichten wir am Col de Larche (auch Col de la Maddalena) (1948m) wieder französisches Gebiet. Nach 17 km bergab zweigt rechts die Straße zum Col de Vars (2109m) ab.

Über Guillestre kamen wir wieder nach Briancon, wo wir zwei Tage vorher schon waren. Im Eilzug-Tempo mit ca. 120 – 130 km/h stürmten wir den Col du Lauteret (2058m). Über den Col du Galibier (2646m) und den Col du Télégraphe (1566m) kamen wir nach St. Michel-de-Maurianne. Dort begann unsere Suche nach einem Campingplatz.

Der erste den wir ansteuerten war, was die sanitären Anlagen betraf, „unter aller Sau“, so dass wir einen neuen Anlauf nahmen. Der 2. Campingplatz war zwar ausgeschildert und auch sehr schön gelegen – aber leider noch nicht in Betrieb. Mangels Toiletten, Wasser u.a. starteten wir einen 3. Anlauf. In Modane am Tunnel du Frejus (der erste Eisenbahntunnel der in den Alpen gebaut wurde!) waren wir erfolgreich. Der Platz ist sehr schön, aber leider konnte man den ganzen Abend und die Nacht hindurch die Ansagen des nahegelegenen Bahnhofs und auch den Straßenlärm hinauf zum Autotunnel hören – nicht sonderlich laut, aber doch störend.

Auf diesem Platz regnete es übrigens zum zweiten mal während einer Nacht (das dritte und letzte mal während einer Nacht sollte uns dann der Regen vor Reit im Winkel treffen). Am Morgen stellten Werner und Lothar fest, dass sie ihr Zelt nicht richtig aufgebaut hatten, denn im vorderen Teil war eine deutliche Pfütze entstanden. Mein Zelt war diesmal trocken geblieben.

Der 8. Tag noch einmal im Überblick:

Mittwoch, 26. Juli 2000, 9. Tag:

Weiter ging die „Traumreise in den Alpen“. Über Lanslebourg erreichten wir den Col de l’Iseran, mit 2764 m (auf der Passhöhe steht 2770 m) der höchste (!) Straßenpass der Alpen. (Der Col de la Bonette ist zwar 2802 m hoch, zählt aber nicht, da der eigentliche Pass, der Restefond vorher abzweigt und deutlich niedriger ist.) Von der Passhöhe ging es ins Val d’Isère mit dem gleichnamigen Wintersportort.

Über Tignes erreichten wir schließlich am Kleiner Sankt-Bernhard (2188m) die Grenze nach Italien und verließen nach 6 Tagen Frankreich. Dem Aosta-Tal bis Aosta folgend gelangten wir zum Großer Sankt-Bernhard (2469 m) und zurück in die Schweiz.

Auf der Straße Richtung Martigny, zweigten wir vorher rechts ab, um über den Col des Planches (1411m), den Col du Tronc (1606 m) und den Pas du Lein (1656m) nach Saxon zu gelangen. Die Strecke über diese drei Pässe ist auf einigen Kilometern nicht asphaltiert, aber dennoch recht gut zu befahren. Da für mich die dann folgende Strecke nach Saxon zu den schönsten der gesamten Alpen gehört, genoss ich den sehr kurvigen Straßenverlauf und nicht so sehr die Landschaft und fuhr recht zügig ins Tal. Zwar musste ich ein wenig auf die anderen warten, aber ich liebe diese Strecke einfach. Als letzter kam Lothar nach Saxon und war sehr sauer, zum einen über die unbefestigte Strasse (obwohl ich vorher darauf hingewiesen hatte) und zu anderen darüber in welchem Tempo diese auch landschaftlich herrliche Strecke bewältigt wurde. Er gab kurz und kräftig Gas, so dass die Buell vorne hochging und er sich um Haaresbreite auf die Nase gelegt hätte. Der Frust war allerdings schnell verflogen und weiter ging es.

Der „Normalfahrer“ fährt im Rhônetal auf dem Talgrund über Sion und Sierre nach Brig, nicht so wir. Da ich diese Gegend recht gut kenne, zweigten wir sofort nach links ab, um über Leytron und Ovronnaz Richtung Grugnay zu fahren.

Kurz vor diesem Ort beendeten wir den Tag aber auf einem hier in der Höhe und vor allem Ruhe gelegenen Campingplatz. Mit einem Preis von 10 SFr pro Person (Motorrad und Zelt inklusive) ist dieser Platz auch sehr günstig, nicht nur für Schweizer Verhältnisse! Der Boden war butterweich und die Heringe gingen wie von selbst in den Rasen. Das Restaurant beim Campingplatz machte ebenfalls einen hervorragenden Eindruck – obwohl wir es nicht in Anspruch genommen haben, da wir uns überwiegend selbst versorgten.

Am Abend kam das Gespräch noch mal auf den Reifenwechsel von Dietmar zu Beginn der Tour. Ich nahm eine Profillehre und ging an die Maschinen um die Profiltiefe zu testen. Dabei musste ich feststellen, dass sowohl an der Buell von Lothar als auch schon wieder an der BMW von Dietmar das Hinterrad kurz vor dem Limit von 1,6 mm bzw. schon darunter lag. Also beschlossen wir per Handy einen Reifenhändler in Erfahrung zu bringen, der dem Problem Abhilfe leisten konnte. Ein Anruf beim ADAC in Deutschland verwies uns nach Mailand zum italienischen Automobil-Club. Leider gibt es, so zumindest die dortige Information – angeblich –  keine Reifenhändler in Italien??? Nach telefonischer Information würde dies der jeweilige Fahrzeughändler machen, so dass für die Buell von Lothar eine Harley-Werkstatt erforderlich sei. Dietmar gab entnervt den Versuch auf. Die Absicht, in Tirano (sh. 11. Tag) die Reifen wechseln zu können, musste also fallen gelassen werden. Da wir die nächsten Tage durch Italien fahren wollten, musste auf Österreich am Montag ausgewichen werden. Also ein Anruf beim österreichischen Automobil-Club. Ein Reifenhändler in Klagenfurt, wo wir voraussichtlich am Montag, 31.07.00 sein würden, war bereit für die beiden Maschinen die benötigten Reifen zu besorgen. Wir sollten aber am nächsten Tag noch mal nachfragen, ob alles klappen würde.

Der 9. Tag noch einmal im Überblick:

Donnerstag, 27. Juli 2000, 10. Tag:

Ins Rhônetal ging es und dort zunächst nach Sion. Dietmar musste seinen Campingkocher ersetzen und machte dabei Bekanntschaft mit den schweizer Preisen! Dann führte uns der Weg ständig bergauf nach Anzère, hier ging die Straße aber nicht – wie auf der Karte verzeichnet – weiter, sondern war gesperrt. Daher mussten wir wieder umkehren und fuhren – wie beabsichtigt - über Crans nach Montana.

Die Strecke ist gekennzeichnet durch faszinierende Tiefblicke ins Rhônetal und auf die Walliser-Bergriesen, die häufig über 4000m hinausragen. Montana ist sehr mondän und war dementsprechend gut besucht. Die Abfahrt nach Sierre führte uns wieder auf den Talgrund. Diesem folgend ging es über Susten nach Visp.

Da ich den anderen noch einen kleinen, aber feinen Abstecher zeigen wollte, bogen wir nach rechts ins Mattertal ab. Nach dem langen Tunnel, der zu Beginn folgt, waren wir nur noch zu zweit. Nach längerem Warten kamen auch die beiden anderen, und es stellte sich heraus, dass Dietmar direkt vor der Einfahrt in den Tunnel einen Anruf auf seinem Handy erhalten hatte. Weiter ging es bis Stalden. Dort zweigt eine kleine Straße nach rechts ab, der Ausschilderung nach, Richtung Törbel und Embd. Immer steil bergauf, mit herrlichen Tiefblicken erreichten wir Törbel und weiter ging es bergauf.

Wer hier zum ersten mal fährt, meint, dass die Straße oben irgendwo endet. Dies ist aber nicht der Fall. Auf der Moosalm (2048 m), machten wir Mittagspause um dann über Zeneggen zurück nach Visp zu gelangen. Ein wirklich schöner Abstecher.

Nach Brig ging es nun, im Anfang die alte Simplon-Passstraße nutzend, steil bergauf. Diese Strecke, die in Ried abzweigt, ist zwar nicht sehr lang, aber dennoch sehr schön zu fahren und der neuen Simplon-Route eindeutig vorzuziehen. Dann ging es auf der Hauptroute zum Simplonpass (2005m).

Auf dem Simplonpass wurde dann der Anruf nach Klagenfurt zum Reifenhändler getätigt und die Bestätigung eingeholt, dass die Reifen da sein würden, wenn wir dort ankämen. Also konnte die Fahrt weitergehen. Durch die Gondoschlucht fuhren wir nach Domodossola um dort Richtung Locarno und den Lago Maggiore zu fahren. Über Druogno/Valle Vigezzo (842 m) und Malesco gelangten wir ins Centovalli, welches seinen Namen „Hundert Täler“ sicherlich zu Recht trägt.

Locarno begrüßte uns mit der Rushhour, so dass wir froh waren, als wir uns diesem Rummel entzogen hatten. Nach Süden schwenkend, ging es nach Magadino und Vira, wo links die Straße über die Alpe di Néggia (1395m) abzweigt. Diese Strecke, die in Maccagno wieder den Lago Maggiore erreicht, ist landschaftlich und von der Streckenführung her sehr reizvoll.

Bis Luino ging es dann am Ufer des Lago Maggiore entlang. Dann links abbiegend bis Ponte Tresa am Luganer-See. Erst spät am Abend, gegen 20.00 Uhr erreichten wir bei Agno den Campingplatz am Seeufer. Leider ist dieser Campingplatz (ein Paar hundert Meter weiter gibt es einen anderen – was wir aber nicht wussten) nicht mehr zu empfehlen. Ich hatte bereits mehrfach dort genächtigt und keine schlechten Erfahrungen gemacht, aber diesmal kam hinzu, dass der Luganer-See Hochwasser führte und Teile des Platzes unter Wasser standen. Ein sehr enges Plätzchen war noch frei. Die Preise waren gesalzen (über 20,-- DM umgerechnet pro Person mussten wir zahlen) und ich werde diesen Platz sicherlich nicht wieder ansteuern.

Der 10. Tag noch einmal im Überblick:

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Unterkunftsempfehlung:
Italien: Hotel Cristallo (Levico Terme)