Rudi's Motorradtouren

Große Alpentour - Einmal Alpen und zurück

Freitag, 21. Juli 2000, 4. Tag:

Zunächst ging die Reise ins Rhônetal nach Bex und weiter nach Monthey. Am Pas de Morgins (1369m) überquerten wir die Grenze nach Frankreich. Über Châtel und Abondance ging es zum Col du Corbier (1235m) und dann nach Morzine. Hier machten wir zum ersten mal Bekanntschaft mit der – zumindest nach deutschen Verhältnissen – miserablen Ausschilderung. Es ist im Nachhinein zu empfehlen sich schwerpunktmäßig auf die Nummerierung der Straßen zu konzentrieren.

Statt, wie beabsichtigt, über den Col de Joux Plane zu fahren, fuhren wir zum Lac de Mines d’Or. Dieser See liegt zwar sehr schön, es handelt sich aber um eine Sackgasse und wir mussten wieder zurück nach Morzine. Von hier aus ging es über den Col de Gets (1165 m) nach Taninges („Route de Grand Alpes“) und Samoëns zur Cirque du Fer à Cheval, einer 4 km langen und bis 700m hohen, wasserfallreichen Felswandarena. Nach der Mittagspause führte uns dann der Weg über Cluses zum Col de la Colombiére (1613m) und weiter Richtung Annecy.

8 km hinter Thônes geht es dann links ab Richtung Lac d’Annecy. Nach ca. 4 km auf der Passhöhe des Col de Bluffy (630m) bogen wir dann erneut links ab um bei Talloires den herrlich gelegenen See zu erreichen. Diesen südlich umrundend ging es über Duingt nach Sevrier. Hier beginnt die Straße auf den Col de Leschaùx (897m), immer weiter Richtung Süden über Le Pont führte der Weg zum Col de Plainpalais (1173m). Dann rechts abbiegen und auf einer nördlichen Schleife über den Mont Revard, der einen grandiosen Tiefblick bietet und den Col de la Cluse (1184m), nach Aix-le-Bains.

In Chambery machten wir dann erneut Bekanntschaft mit der „bescheidenen“ Ausschilderung. Der Weg zum Col du Granier (1134m) war nur zu finden, weil wir an einer Tankstelle nach dem Weg fragten – den Sprachkenntnissen von Dietmar sei Dank. Aber auch mit dieser Beschreibung war das Finden des Weges eigentlich reine Glücksache!
Vor dem Col du Granier überquerten wir noch den Pas de la Fosse (858 m) - Teil der Chartreuse Pässestraße.

Kurz vor St. Pierre-d’Entremont war auch dieser Tag zu Ende und ein kleiner, sehr bescheidener Campingplatz am Straßenrand das Ziel. Nachdem die Zelte aufgebaut waren, kam bei Dietmar der große Schreck auf. Er hatte wie üblich seine „Spielwiese“ (seine Luftmatratze ist 2m x 1,4m breit) mit Hilfe eines Gebläses, welches ans Motorrad angeschlossen wird, aufgeblasen, als plötzlich die Luft entwich. Dietmar befürchtete schon, dass die Luftmatratze kaputt sei und überlegte, wie er wieder an eine neue kommen könne. Zu seiner großen Erleichterung stellte sich aber heraus, dass er lediglich den Verschluss nicht richtig geschlossen hatte.

Der 4. Tag noch einmal im Überblick:

Samstag, 22. Juli 2000, 5. Tag:

Der 5. Tag brachte eine neue Herausforderung an meine Talente als „Pfadfinder“: GRENOBLE! Über den Col du Cucheron (1139m) und den Col de Porte (1326m) führte der Weg weiter nach Süden. Eine kleine Abzweigung nach rechts über Sarcenas und den Col de Clémencières (662 m) bescherte einen schönen Überblick über Grenoble. Dort angekommen fuhren wir sofort nach rechts um dann über die Isère auf die N 532 auf der anderen Talseite zu kommen.

Dort war dann der weitere Weg Richtung Villard-de-Lans nicht mehr zu verfehlen. Hinter Villard-de-Lans ist die Gorges de la Bournes eine beeindruckende Schlucht, die das Herz eines jeden Urlaubers erfreut. Über Pont-en-Royans ging es nach Auberiv?s-en-Royans, und dann links ab zum Col Gaudissart (840m) und zum Combe Laval.

Diese Route gehört sicherlich zu den Highlights der gesamten Tour. Der Tiefblick am Combe Laval, die senkrecht abfallende Kante, auf deren Höhe die Straße verläuft – grandios! Am Col de la Machine (1015m) war ein Fotostop obligatorisch: „Vier Maschinen am Col de la Machine!“

Weiter Richtung Süden zunächst über den Col de Lachau (1337m) und den Col de St. Alexis (1222m) und weiter über den spektakulären Col de Rousset (1254m) nach Die und Châtillon. In Menée am Fuße des Col de Menée bogen wir nach links ab um zur Cirque d’Archiane zu gelangen, einem 14 km langen Felskessel mit bis zu 1000m hohen Wänden. Hier fühlten wir uns in den „Wilden Westen“ zurückversetzt und erwarteten hinter jedem Busch das Auftauchen einer Indianerhorde.

Über den Col de Menée (1457m) und den Col du Prayet (1197m) ging es weiter ins Tal nach Clelles. Am Ortsausgang von Mens mussten wir umkehren, da Dietmar es nicht mehr bis zur nächsten Ortschaft geschafft hätte und unbedingt tanken musste. Also den Ort abgesucht nach einer Tankstelle – gelang uns schließlich auch – und anschließend gleich die Einkäufe für den Abend getätigt.

Weiter ging’s noch über den Col Accarias (892m). Auf dem Weg Richtung La Mure hätten wir zwar die Möglichkeit gehabt an einer hohen Brücke einen Bungy-Jump zu beobachten – möglicherweise wäre ich sogar selbst gesprungen – aber meine Mitreisenden wollten nicht „schon wieder eine Pause machen“ und so erreichten wir wenige Kilometer später bei Valbonnais einen Campingplatz mit kleinem See.

Dank Dietmars Sprachkenntnissen wurde uns auch bald ein Platz zugewiesen. Gerade waren wir dabei die Zelte aufzubauen, als unser „Platzzuweiser“ kam und uns ca. 40 Meter weiter schickte, da auf unserem Platz eine große Gruppe das Zelt aufschlagen würde. Als „Entschädigung“ gab es ein paar Duschmünzen. Der Campingplatz ist sehr weitläufig und war stark besucht (viele Holländer), dennoch aufgrund der Lage und dem kleinen See zu empfehlen. Dietmar und ich sind übrigens im See schwimmen gegangen. Dietmar hatte allerdings seine Ausdauer wohl überschätzt und kehrte schnell um, während ich zur anderen Seite und dann noch zum Ende des Sees schwamm – sehr erfrischend.

Der 5. Tag noch einmal im Überblick:

Sonntag, 23. Juli 2000, 6. Tag:

Und weiter ging die Reise. Dem Tal folgend führte uns der Weg zunächst über den Col d’Ornon (1371m) nach le Bourg-d’Oisans. Über la Grave und den Col du Lautaret (2058m) erreichten wir Briancon. Dort ging es links ab, Richtung Col d’Izoard (2360m). Werner wäre fast geradeaus weitergefahren, hat aber im letzten Moment noch mein Abbiegen bemerkt und die Auffahrt begann.

Kurze Zeit später begann es zum ersten mal zu regnen, so dass wir unsere Regenkombis anzogen. Auf der Passhöhe zogen wir sie allerdings schon wieder aus, da die Sonne wieder zum Vorschein kam. Bei der Abfahrt kamen uns eine Menge Radfahrer entgegen, die an einem Radrennen teilnahmen. Nach der Mittagspause war Guillestre das nächste Ziel. Von dort nach Embrun und zum Lac de Serre-Poncon, den wir westlich über den Col Lebraut (1110m) umrundeten.

In Barcelonette schließlich begann der Col d’Allos (2247m), ein Pass – wie ich meine – der für Autofahrer gesperrt werden müsste, damit man so richtig die Strecke mit dem Motorrad genießen könnte. Dennoch eine sehr schöne Strecke, die einem Motorrad genügend Möglichkeiten zum Überholen bietet und jedem Motorradfahrer zu empfehlen ist. Für Autos ist sie allerdings so eng, dass überwiegend Probleme bestehen am Gegenverkehr vorbei zu kommen.

Kurz nach der Passhöhe ließ ich dann die anderen vorfahren um ein paar schöne Fotos von oben zu machen. Beinahe hätte mich dann auf meinem eigenen Weg nach unten ein Autofahrer vom Moped geholt. An einer Engstelle sah ich ein paar Autos entgegen kommen und hielt sofort (!) an, da ich schon merkte, dass der erste direkt auf mich zu kam. Nur wenige Zentimeter vor meinem Vorderrad lenkte er nach rechts und fuhr mit einem kurzen „Pardon“, durchs offene Fenster gerufen, weiter bergauf – na gut, ist ja nichts passiert.

In Colmars zweigt eine kaum zu findende Strasse, ohne jedweden Wegweiser, links ab zum Col de Champs (2045m). Die Strecke ist zwar recht uneben, aber dennoch sehr schön und da in der Abfahrt der Asphalt okay ist, kann auch dieser Pass jedem empfohlen werden. Nach den Ortschaften St. Martin-d’Entraunes und Guillaumes ging es zur Gorges de Dalius.

Diese Schlucht gilt laut Reiseführer als schönste nach dem Grand Canyon du Verdon – eine Bewertung die sicher nicht von der Hand zu weisen ist – beeindruckend! Der Schieferfels ist rotbraun bis purpurfarben und die Straße verläuft hoch über dem Flussgrund teilweise durch Tunnel bzw. regelrechte Torbögen.

Der N 202 folgend erreichten wir schließlich über den Col de Toutes Aures (1120m) einen Campingplatz am Lac de Castillon kurz vor Castellane. Aufgrund des einsetzenden Regens entschieden sich Werner und Lothar dazu ihr eigenes Zelt aufzubauen – eine weise Entscheidung!

Am frühen Morgen gegen 5:00 Uhr – es hatte die gesamte Nacht über wie aus Kübeln gegossen – bemerkte ich etwas Feuchtigkeit neben meiner Luftmatratze und beschloss dem Übel auf den Grund zu gehen: Ich lag in einer Badewanne! Ein großer Teil des Zeltes war unter Wasser. Das Zelt war allerdings dicht, das Wasser floss nicht ab! Also das Zelt geräumt, alle Sachen in den Vorraum geschafft und das Zelt trockengelegt. Anschließend konnte ich ruhig weiterschlafen.

Der 6. Tag noch einmal im Überblick:

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Unterkunftsempfehlung:
Italien: Hotel Cristallo (Levico Terme)