Rudi's Motorradtouren

Große Alpentour - Einmal Alpen und zurück

Einleitung:

Es begann damit, dass ich irgendwann mal das Buch „Traumreisen in den Alpen“ in Besitz bekam. Die dort dargestellte Route, die einmal die Alpen umrundet, hatte es mir seither angetan.

Vermehrte Anregungen bei den „Free-Biker Sonthofen“ ergaben zunächst kein Interesse. Doch im letzten Jahr war dann Werner (Sonthofen) bereit diese Tour im Sommer 2000 mit mir anzugehen. Mit fortschreitender Tourplanung kamen dann noch Lothar (Sonthofen), und Dietmar (München) dazu. Als Starttermin ergab sich – aufgrund des vorher widrigen Wetters – der 18. Juli 2000.

Also am Vorabend die Sachen gepackt und auf dem Motorrad verstaut. Treffpunkt war der „Grüntenblick“ 18.07.00, 09.00 Uhr. Dietmar saß noch beim Frühstück als Werner und Lothar ankamen. Das erste was Lothar an der in der Garage stehenden BMW K 1100 LT mit Münchener Kennzeichen auffiel, war der abgefahrene Hinterreifen. Da damit keine Alpentour beginnen konnte, wurde auf die Schnelle beim Reifen-Schubert in Sonthofen ein neues Gummi auf die „Gummikuh“ (Dietmar wird mir sicher verzeihen – zumal dieses Tier teilweise recht flott unterwegs war (siehe Titelblatt: "Die Teilnehmer“)) montiert. Dann konnte es endlich richtig losgehen.

Die nun folgende Routenbeschreibung hält sich zu großen Teilen an die im Buch abgebildete Strecke und ist in der Anlage beigefügt.

Dienstag, 18. Juli 2000, 1. Tag:

Die Tour dieses 1. Tages führte zunächst über Margarethen, Hofen, Beilenberg und Altstädten nach Fischen und über den Riedbergpass (1420 m). Sodann über Hittisau, Großdorf und Schwarzenberg weiter Richtung Hochtannberg-Pass. Bei Bezau links abbiegen und dann über Reuthe und Bizau über das Schnepfegg (903 m) nach Schnepfau fahren ist für Kenner dieser Strecke selbstverständlich. In Au bogen wir dann ab um über Damüls und das Furkajoch (1761m) nach Rankweil zu gelangen. Die Schweiz wurde bei Meiningen erreicht und weiter ging es nach Altstätten.

Plötzlich fehlte Dietmar. Nach längerem Warten und Umkehren stellte sich dann heraus, dass die BMW ihrem Namen „Bring mir Werkzeug“ alle Ehre machte. Ein gar fürchterliches Krachen und Klacken am Hinterrad verhieß nichts gutes. Es ist schon erstaunlich, dass immer, wenn wir mit BMWs unterwegs sind, irgend etwas kaputt geht?! Also wurde die Fahrt gleich unterbrochen und Mittagspause gemacht. Im Lokal haben wir dann erst mal versucht über den ADAC die nächstgelegene Werkstatt in Erfahrung zu bringen. Nach mehreren Versuchen stellte sich heraus das ca. 25 km entfernt in Sankt Gallen Hilfe zu erwarten war. Dietmar war dann so mutig diese Strecke fahrend zurückzulegen. In Sankt Gallen hatte sich auch noch der Simmering am Kardanantrieb verabschiedet und das Öl bedeckte bereits Teile des Hinterreifens. In der Werkstatt stellte sich dann heraus, dass das hintere Radlager völlig hinüber war – wie Dietmar es damit noch bis nach Sankt Gallen geschafft hat ist mir heute noch ein Rätsel! An eine sofortige Reparatur war nicht zu denken. Also haben wir uns von Dietmar verabschiedet und uns für den nächsten Tag abends in Lungern am gleichnamigen See (zwischen Vierwaldstätter-See und dem Berner Oberland gelegen) verabredet – sofern die BMW wieder flott wäre.

Lothar, Werner und ich fuhren also weiter. Von Sankt Gallen über Teufen führte die Strecke nach Appenzell und dann über Urnäsch und die Schwägalp (1278m) (am Säntis) weiter nach Wattwil. Über den Rickenpass (794m) und Kaltbrunn ging es schließlich nach Siebnen, von wo die Strecke über den Sattelegg (1190m) abzweigt. Am Sihl-See war dieser erste Tag beendet und das Zelt wurde aufgebaut.

Obwohl ich vor der Tour im Garten von Werner mein Zelt einmal aufgebaut hatte und wir ausprobierten ob man dort mit 3 Personen nächtigen könnte – dies sah so aus - stellte sich an diesem Abend aber die Sache anders dar. Zu dritt im Innenzelt zu nächtigen – illusorisch! Also verlegte Lothar seine Utensilien ins Vorzelt und hoffte auf trockenes Wetter.

Der 1. Tag noch einmal im Überblick:

Mittwoch, 19. Juli 2000, 2. Tag:

Entlang des Sihl-Sees ging es zunächst nach Oberiberg und zum Ibergeregg (1406m). In Schwyz kam dann ein kleines Schmankerl an die Reihe: links abbiegend ins Muotatal und dann über den Pragelpass (1550m) zum Klöntaler-See. Eine sehr schön zu fahrende aber wenig bekannte Strecke, die am Wochenende gesperrt ist, da sie überwiegend so eng ist, dass zwei Autos Probleme haben aneinander vorbei zu kommen. Am Klöntaler-See wurde Cappuccinopause gemacht. Weiter ging es nach Glarus und über den Klausenpass (1948m) nach Altdorf.

Ein Muss in der Schweiz ist sicherlich die, sowohl landschaftlich als auch fahrerisch spektakuläre, Runde über Sustenpass (2224m), Grimselpass (2165m) und Furkapass (2431m), auch wir ließen uns dies nicht entgehen und fuhren danach über Andermatt zurück nach Altdorf um von dort gemütlich den Vierwaldstätter-See fast zu umrunden. Über Brunnen, Vitznau, Weggis, Küssnacht und Meggen ging es nach Luzern.

Auf dieser Strecke hatte Werner zum erstenmal Probleme mit seinem Anlasser – ein Problem, welches er erst nach der Rückkehr in Sonthofen beheben konnte. Der Verkehr in Luzern war reichlich, bzw. sehr reichlich, so dass wir recht lange brauchten um das Stadtgebiet zu verlassen. Über Horw, Hergiswil und Alpnach ging es nach Sarnen am gleichnamigen See.

Von dort ist es dann nicht mehr weit bis zum Lungern-See, wo wir schließlich Dietmar wieder trafen – während der Mittagsause hatten wir bereits per Handy in Erfahrung gebracht, dass die BMW wieder einsatzbereit war. Dietmar hatte bereits sein Zelt aufgebaut – aufgrund seines Schnarchens war von vorn herein beschlossen worden, dass er ein eigenes Zelt und möglichst von uns entfernt aufbaut.

Auf dem Campingplatz konnten wir dann zum erstenmal von den Kochkünsten Dietmars profitieren, die uns während der gesamten Tour sehr zugute kamen. Aber nicht nur seine Kochkünste, auch seine umfangreichen Vorräte, die er auf der BMW verstaut hatte, beeindruckten uns. Ob Wurst in allen Variationen, ob Schinken, Marmelade, Honig, Gewürze, Knoblauchsoße, Kaffee u.a., er hat einfach alles mitgeschleppt, was man zum Camping brauchen könnte. Campingkocher, Geschirr u.a. selbstverständlich auch. Der mitgeführte Honig war übrigens bereits ausgelaufen und hatte sich schon im Topcase der BMW umgesehen. Letztendlich ist für diesen Tag anzumerken, dass der Campingplatz der günstigste der gesamten Tour war! Da am Mittwoch der Platz „geschlossen“ war und auch am nächsten Morgen noch niemand die Kasse besetzte (wir fuhren kurz vor 9.00 Uhr weg), war die Übernachtung kostenlos.

Der 2. Tag noch einmal im Überblick:

Donnerstag, 20. Juli 2000, 3. Tag:

Über den Brünigpass (1008m) fuhren wir nach Brienz am Brienzer-See. Eine Werkstatt am Straßenrand erweckte bei Werner Hoffnung auf die Lösung seines Anlasserproblems. Leider war dies nur eine Werkstatt für Mofas und andere kleinere Mopeds; mit Motorrädern, geschweige denn mit deren Elektrik, hatte der Besitzer nichts am Hut. Der Tipp, ins nahegelegene Hofstetten zu einer Honda-Werkstatt zu fahren, war aber sehr gut und sogleich fuhren wir dorthin. Die Werkstatt ist im Ort zwar schwer zu finden, aber sehr zu empfehlen! Sie machte einen ausgesprochen positiven Eindruck und Werners Problem wurde planvoll angegangen. Der Ladezustand der Batterie, die Aufladung und alle übrigen Bereiche wurden überprüft. Leider wurde aber dennoch der Fehler in der Lichtmaschine, der sich erst später herausstellte, nicht gefunden und so ging es weiter entlang des Brienzer-Sees nach Interlaken.

Dort nach links ein Abstecher ins Zentrum des Berner-Oberlandes. Zunächst fuhren wir nach Grindelwald, um beeindruckt der Eiger-Nordwand gegenüber zu stehen. Erst wenn man so unmittelbar vor dieser Wand steht, kann man in etwa nachvollziehen, warum hier so viele Bergsteiger ihr Leben gelassen haben. Durch Grindelwald ging es dann noch ein paar Kilometer bergauf, bevor der weitere Straßenverlauf für den öffentlichen Verkehr gesperrt ist. Der untere und schließlich der obere Grindelwald-Gletscher, die wir auf der Fahrt bewundern konnten, sind schon ein großes Naturschauspiel.

Zurück ins Tal ging es dann nach Lauterbrunnen – dort ist der riesige Staubbach-Wasserfall – und zum Ende dieses Trogtals nach Stechelberg. Dort beginnt die Seilbahn auf das Schilthorn, auf dessen Gipfel befindet sich ein Drehrestaurant. Dieser Berg war einmal in dem James Bond Film „Im Geheimdienst ihrer Majestät“ mit Georg Lazenby zentraler Schauplatz für spektakuläre Stunts und Hochgebirgsaufnahmen.

Zurück ging die Fahrt nach Interlaken um dort zunächst einer kleinen Straße Richtung Beatenberg zu folgen. Nach rechts abzweigend erreichten wir Habkern. Für Nichtkenner der Gegend ist hier die Welt und die Straße zu Ende, für Eingeweihte bietet sich aber die Möglichkeit über eine kleine Mautstraße nach Beatenberg zu kommen und von dort – ebenfalls über eine kleine Mautstraße – nach Sigriswil oberhalb des Thuner-Sees zu gelangen. Dieser Abstecher ist jedem zu empfehlen, bietet er doch herrliche Tiefblicke auf den See, aber auch auf das Dreigestirn der Berner-Alpen: Eiger, Mönch und Jungfrau.

Über Thun führte die Strecke weiter nach Spiez und ins Simmental. Über Erlenbach und Zweisimmen ging es dann zum Saanenmöser (1279m) und nach Saanen. Dort zweigt eine kleine Straße nach links ab, die über Gstaad und Gsteig zum Col du Pillon (1546m) führt. Am anderen Ende dieses Passes liegt Les Diableres ein sehr bekannter Wintersportort. Dort wieder links abbiegend erreichten wir den Col de la Croix (1778m) und schließlich Villar-sur-Ollon.

Auf dem Weg ins Tal bogen wir links ab und erreichten einen kleinen Campingplatz, der den Endpunkt dieses Tages darstellte. Das Wetter war bis hierhin immer noch ausgezeichnet!

Der 3. Tag noch einmal im Überblick:

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Unterkunftsempfehlung:
Italien: Hotel Cristallo (Levico Terme)