Es fing damit an, dass wir am Nachmittag vom Wintersport zurückkamen und auf dem Riedbergpass mein Handy klingelte. Werner wollte wissen, ob ich die Telefonnummer vom Markushof in Auer hätte. „Ich glaub schon, die hab ich zu Hause.“ Also habe ich ihn dann zurückgerufen und ihm die Nummer gegeben. „Wofür brauchst Du die eigentlich?“. „Ja, weißt du, Wolfgang hat angerufen und gesagt, dass sie für die Hunsrück-Tour des Clubs keine Unterkunft gefunden hätten, und er hat gefragt, ob nicht beim Markushof noch etwas frei wäre?“!? Äh? Der Markushof? Der liegt doch gar nicht im Hunsrück, sondern in Südtirol! Hab ich da in der Geographie nicht aufgepasst, oder wie hab ich das zu verstehen? Egal!
Da beim Markushof nichts frei war (übrigens sind dort die Hotelzimmer auch recht teuer!), dachte ich mir, im Internet müsste sich doch was finden lassen. Also habe ich verschiedene Seiten durchsucht und insgesamt ca. 30 e-mails versandt. Inhalt etwa so: „Wir möchten mit einer Motorradgruppe von ca. 20-25 Personen vom 30.05. – 02.06.02 bei Ihnen übernachten. Haben Sie noch Zimmer frei und wenn ja, welche Kosten entstehen?“ Diese Anfrage schickte ich also nach Auer, Kaltern, Tramin und andere Orte im südlichen Teil von Südtirol, ebenso – man weiß ja nie - zum Gardasee und Umgebung, sowie auch (Test, Test, Test ...!) in den Hunsrück. Jede Menge Absagen kamen (Problem Größe der Gruppe) aber auch einige Zusagen. Von den sechs Anfragen Richtung Hunsrück kamen übrigens drei Zusagen! Von den anderen Zusagen machte das Hotel Cima D’Oro am Ledro-See den besten Eindruck. Also entschloss man sich im Club das Ziel Hunsrück fallen zu lassen und zum Ledro-See zu fahren. Somit hatte ich die Torte im Gesicht! Na ja, was soll’s, ich mach’s ja gerne!
Wer will mit? Zunächst 15 Personen, ergab bei drei Pärchen und neun Einzelfahrern drei Doppelzimmer und drei Dreibettzimmer. Dann kam Petra und wollte auch noch mit. Also per e-mail Anfrage ob ja? Ja! Preis 38 € - ooops! Ein paar Tage später konnte ich dann per e-mail den Preis doch auf 30 € senken.
Dann kam Alex per SMS „Hy Rudi Du kannst ein Doppelzimmer für Bea & mich bestellen! Bitte um Antwort! Gruß Alex!“ Wir sprachen dann noch am Handy miteinander „Du kannst ja das Zimmer gleich vor Ort buchen, Du bist doch unten – oder?“ „Nein Alex, auf Grund des schlechten Wetter im Süden bin ich nicht zum Ledro-See sondern in den Schwarzwald und die Vogesen gefahren. Im Moment bin ich gerade in den Vogesen auf der Höhe von Colmar.“ „Kommst Du auch nach Luxemburg?“ „Äh? Alex, was soll ich denn in Luxemburg? Weißt Du wo die Vogesen sind? Weißt Du wo Luxemburg liegt? Also!“ „Dann bring mir doch bitte französische Euro-Münzen mit, ich sammle die.“ “Gut, schaun wir mal”.
Die nächste Änderung kam dann gleich nach meiner Rückkehr. Jockl rief an und sagte, dass sich sein Moped in Kaltern das Kopfsteinpflaster genauer betrachten wollte und dabei Schaden genommen hätte. Er könne also leider nicht mitfahren. Nun gut, Al und Brösel angerufen: „Jockl ist ausgefallen, seit Ihr auch mit einem Doppelzimmer (Preis 28 € statt 25 € pro Person) einverstanden?“ „Ja, geht in Ordnung.“ Okay, neue e-mail, wir kommen leider nur noch mit 17 Personen. Dann kam Bernd Busse (unser Feuerwehrmann aus dem Bergischen Land) und teilte enttäuscht mit, dass er aus persönlichen Gründen ebenfalls nicht mit könne (die Gründe hat er mir erläutert – kann man leider nichts machen!). Zum gleichen Zeitpunkt fiel dann auch noch Thomas Fradl aus (ebenfalls aus nachvollziehbaren Gründen). Also erneute email „Wir sind leider nur noch 15!“ (oder so ähnlich).
Zwischenzeitlich stellte ich mir die Frage: „Wo soll es denn eigentlich lang gehen?“ Nach den Erfahrungen in den Dolomiten (1998) und dem Schwarzwald (2000) war klar, Streckenlänge nicht mehr als 250 – 300 km, eine Mischung aus Heizerstrecken, Bummelstrecken mit herrlichen Ausblicken, möglichst wenig Verkehr und vor allem vielen Kurven und dann kann eigentlich nichts schief gehen.
Im Buch „Die schönsten Routen in Südtirol und im Trentino“ (Route Nr. 9) war eine recht reizvolle Runde abgebildet die man in die nähere Auswahl nehmen konnte. Über den Monte Bondone nach Mezzolombardo, von dort über Molveno nach Tione und den Idro-See um schließlich über Gagnano, Tignale und Limone wieder zurückzukehren – okay! Kleine individuelle Abweichungen, die die Strecke noch schöner machen und die 1. Runde stand in etwa. Da neben dem Monte Bondone eigentlich auch der Monte Baldo Pflicht am Gardasee ist und auch der Fugazze möglichst nicht fehlen sollte, suchte ich mir anhand der Karte und meinen vorhandenen Ortskenntnissen grob eine zweite Runde aus, die es nur noch galt genau abzufahren und vor allem kilometermäßig festzuhalten.
Nach Pfingsten habe ich dann ein paar Tage frei genommen, um die Touren vor Ort auszuarbeiten. Zunächst ging es – wie immer an Pfingsten – nach Auer in der Nähe vom Kalterer See, zum Campingplatz beim Markushof (siehe „Die Vorgeschichte“). Die Hinfahrt wollte ich bereits nutzen um ein Roadbook für die Anreise zur Clubtour zu erstellen. Über das Hahntennjoch, das Timmelsjoch und den Gampenpass sollte es zum Ledro-See gehen. Anruf von Werner „Du, das Hahntennjoch ist noch geschlossen!“ Okay, dann also kein Roadbook! Als ich dann später in Weißenbach ankam, war dort das Hahntennjoch als „offen“ gekennzeichnet. Also, doch diese Strecke! Hätte ich das Roadbook doch erstellen können – oder? Weiter über Imst ins Ötztal. Timmelsjoch geschlossen - Mist! Nun ja, dann eben über das Kühtai und den Brenner.
Die nächsten zwei Tage waren wir dann wieder in der weiteren Umgebung von Auer unterwegs. Während die anderen dann am Montag wieder gen Heimat fuhren, setzte ich mich Richtung Ledro-See in Bewegung. Die Touren so ungefähr im Kopf fuhr ich dann kurz nach Mittag in Molina di Ledro los um eine der beiden Strecken abzufahren. Zuvor hatte ich mir noch das Hotel und ein Zimmer angeschaut und war ganz zufrieden. Das Zelt war auf dem Campingplatz aufgebaut (normalerweise schlage ich mein Zelt „wild“ auf, wenn ich alleine unterwegs bin, aber was tut man nicht alles für den Club) und so ging es los. Um halb acht war ich dann zurück und hatte die erste Tour „im Kasten“. Am Dienstag war dann die zweite Route an der Reihe. Auch hier wieder, wie am Vortrag, an jedem Ortsschild anhalten, Leerlauf rein, Handschuhe aus, Kilometerstand und genaue Ortsbezeichnung notieren, Handschuhe an, Gang rein, weiter. An jedem weiteren Ortsschild, an jeder Abzweigung, wieder das gleiche. Auch hier war am Abend wieder alles „im Kasten“, obwohl ich einen Teil der Strecke noch ändern musste, da die ursprüngliche Planung selbst mir zu klein erschien (das will was heißen!). Die Umgehung von Rovereto über Moietta war allerdings nicht zu vermeiden, oder wir hätten mit der großen Gruppe mitten durch das Verkehrsgewimmel gemusst! Eins war mir allerdings klar: „Wolfgang wird den Weg über Moietta nicht mögen!!!“
Am Donnerstag dann wieder zurück nach Hause, da ich am Freitag nach Chemnitz wollte (fester Termin, zweimal im Jahr!). Vom Levico-See, wo ich bei Klaus und Conny auf dem Camping-Platz war, ging es dann in aller Herrgottsfrühe (06.15 Uhr) Richtung Ledro-See. Das „Glück“ dieses Tages, begann bereits beim Verlassen des Campingplatzes. An der Schranke konnte ich ja noch vorbeifahren, dann versperrte mir aber ein großes eisernes Tor den Weg. Ich überlegte schon, wie ich da vorbeikommen könnte, als es sich auch schon – Gott sei Dank – automatisch öffnete. Am Hotel am Ledro-See angekommen, dort sollte ja das Roadbook der Rückfahrt beginnen, zog ich erst mal die Regenkombi an! Na ja, dann viel Spaß! Bereits der erste Pass, der Croce Domini, war gesperrt, aber zum Glück nicht versperrt! Durchfahrt ohne weiteres möglich. Den nächsten Pass, den Vivione, habe ich dann aufgrund des tollen Wetters erst gar nicht versucht (war auch richtig, da ich später an der nördlichen Zufahrt das Schild „ciuso“ – geschlossen – sah). In Edolo sollte es dann nach rechts zum Gavia- Pass gehen. Geschlossen! Okay, Roadbook vergessen! Weiter über den Aprica-Pass nach Tirano und dann über den Umbrail-Pass. Zum Glück war der dann geöffnet, obwohl oben noch recht viel Schnee lag. Kurz vor dem Reschenpass konnte ich dann endlich die Regenkombi ausziehen um weiter gen Heimat zu fahren. Der obligatorische Tankstopp in Samnaun, die Piller-Höhe und dann das Hahntennjoch. Leider habe ich unten das Schild im Vorbeifahren nicht vollständig gelesen. Das Hahntennjoch war leider an diesem Donnerstag bis 19 Uhr gesperrt. Nachdem ich die Passhöhe überwunden und die anschließenden Kurvenkombinationen hinter mir hatte, versperrte mir eine Barriere die Weiterfahrt nach Bschlabs! Scheiße! (auf gut deutsch gesagt) Also wieder umkehren und über den Fernpass nach hause.
Gerade wollte ich am Freitag die Wohnung verlassen, da rief Alex an „Du, leider ist Bea krank geworden, kannst Du noch was ändern?“ „Nee, Alex, im Moment nicht, ich bin gerade dabei nach Chemnitz zu fahren, wir sprechen am Sonntag noch mal darüber“ „Es hat sich noch ein weiteres Pärchen angemeldet. Die haben bereits eine Zusage bekommen. Weißt Du übrigens, dass der Eduard einen Arbeitsunfall hatte? Der kann wahrscheinlich auch nicht mitkommen!“ „Toll! Klär das ab, wir sprechen am Sonntag wieder darüber. Ich fahr jetzt nach Chemnitz!“
Sonntag Abend stellte sich dann raus, das Eduard mitfahren konnte, aber eben Beate nicht. Okay! Also wieder ein e-mail (die wievielte war das eigentlich schon?) zum Hotel geschickt „Leider gibt es schon wieder eine Änderung .........“ Am Montag war noch keine Antwort da. Also noch mal das ganze! Am Dienstag, wieder keine Antwort. Anruf von Alex „Ist alles klar?“ „Nein leider nicht, keine Antwort bisher, vielleicht kommt ja noch was.“ Also dritte email geschickt. Alex hat dann, nachdem ich ihm die Telefonnummer gegeben hatte, selbst dort angerufen und in Erfahrung gebracht, dass sie Probleme mit ihrem Computer hätten und keine e-mails lesen könnten. Es ginge aber mit der Änderung in Ordnung. Also gut, Gesamtzahl dann also 16, äh 18 (einschließlich der beiden Mondens, die mit dem Wohnmobil bereits unten waren).
Zu Hause am Computer, dann noch die beiden Roadbooks erstellt und vervielfältigt, die Hinfahrt grob als Roadbook notiert und schon konnte es losgehen.
Aber halt! „Am Mittwoch und Donnerstag die beiden schweren Dolomiten-Etappen des Giro D’Italia“ Oh, böse Falle! Wo fahren die denn her, und wo geht es am Freitag (unser 1. Tag am Ledro-See) hin? Internet-Suche zunächst wenig erfolgreich: Am Donnerstag Zielort Folgaria (nordöstlich von Rovereto). Freitag von Rovereto nach Brescia. Mist, ganz böse Falle! Wo fahren die her??? Mäggi angerufen: „Versuch Du doch mal was rauszufinden, ich war bisher noch nicht ganz erfolgreich!“ Erneut selbst gesucht. Schließlich wurde ich fündig (Mäggi später dann auch - zumindest teilweise) und musste mit Schreck feststellen, das die genau an unserem Hotel vorbeifuhren (von Rovereto über Riva del Garda) um dann nach Süden zum Idro-See zu schwenken. Beide Touren, die ich geplant hatte, führten auf Teilstrecken der Giro-Etappe entlang!!! Wann starten die denn? Nach langem Suchen auch das herausbekommen: Start 11.30 Uhr. Nun gut, dann also zuerst die Runde über den Fugazze und den Monte Baldo, da wir auf der anderen Runde genau dann an den Idro-See kommen würden, wenn dort die Radfahrer unterwegs wären!
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