|
|
Nachdem sich die Free-Biker Sonthofen im Dezember 1996 neu gegründet hatten, überlegte ich mir so im Laufe des Jahre 1997, ob man nicht eine gemeinsame mehrtägige Clubausfahrt durchführen könnte. Also habe ich mir Gedanken gemacht und kam auf die Dolomiten. Ich bin schon immer häufig dort gewesen und kann behaupten, dass ich die Dolomiten kenne! Eine Pension war auch gleich gefunden, da ich das Garni Jasmin in St. Kassian von früheren Aufenthalten schon kannte. Als ich dann meine Überlegungen im großen Kreis bekannt gab, war allgemeine Zustimmung zu verzeichnen. Als Termin legten wir das Christi-Himmelfahrt-Wochenende 1998 fest. Nun lag es an mir, genauere Touren fest zu legen. So ungefähr war mir klar, wo ich mit den anderen lang fahren wollte, aber Details galt es noch abzuklären. Die eine Strecke sollte von St. Kassian aus über den Val Parola Pass, den Falzarego Pass und den Giau-Pass führen. Der weitere Weg war geplant über den Passo Staulanza, den Passo Duran, die Forcola Aurine und weiter über den Passo die Goberra und den Passo Broccon zu meinem persönlichen Highlight dem Passo Manghen! Der Weg zurück nach St. Kassian über Cavalese und Canazei zum Pordoi-Joch, über Passo di Campolongo nach St. Kassian. Jetzt galt es nur noch zu prüfen, ob alles frei und gut befahrbar war. Also bin ich eines Samstags Ende April/Anfang Mai von Sonthofen aus nach St. Kassian gefahren. Vor Ort habe ich dann die letzten Absprachen mit der Pensionswirtin getätigt, habe zu Mittag gegessen und bin dann die vorgenannte Runde gefahren. Kurz vor dem Passo di Goberra habe ich dann noch eine gute Gaststätte gefunden, wo wir mit dem Club essen könnten und auch keine Parkplatzprobleme bestünden und bin weiter gefahren. An der Auffahrt zum Passo Manghen traf mich dann das Schild „chiuso“ (Sch....). Ich bin dann so weit wie möglich hoch gefahren, musste aber an einer Schranke, die nicht zu umfahren war umkehren. Also einen Umweg über das Val di Cembra bzw. Val di Fiemme – kein Problem. Nachdem Abendessen in Predazzo, so gegen 20:30 Uhr habe ich mir dann überlegt, ob ich jetzt irgendwo mein Zelt aufbauen und übernachten oder doch gleich nach hause fahren sollte. Okay bis zum Brenner brauchst du noch ca. 1 ½ Std. und von dort knapp 3 Std. bis nach hause – also los. Obwohl es langsam dunkel wurde, war es ein großes Vergnügen: Das Sella-Joch, sowohl bergrauf als auch bergab keinerlei Verkehr – einfach Klasse. Im Grödnertal und auf der alten Brenner-Pass-Straße keinerlei Verkehr! Lediglich kurz vor Innsbruck musste ich mal drei Autos überholen, das wars. Auch über den Fernpass und zum Schluss das Oberjoch hinunter alles ohne Verkehr und klasse zu fahren. Zwar war ich dann erst kurz von 01:00 Uhr zu hause, habe aber jeden Kilometer genossen – insgesamt waren es an diesem Tag 918 davon!!! An diesem Tag habe ich also von der geplanten Clubtour die Hinfahrt, eine Tagestour und die Rückfahrt abgefahren – Motorradfahren kann ja so viel Spaß machen (J!). Dann ging es darum, die Teilnehmerzahl festzustellen. Erstaunlich schnell waren dann 22 Teilnehmer (mit insgesamt 18 Mopeds) zusammen – ’ne ganze Menge - Erfahrungen mit größeren Motorradgruppen hatte ich selbst noch nicht gesammelt – schau’n wir mal!!!
erfolgte am 24.05.98. Zunächst war um 09:00 Uhr allgemeiner Sammelpunkt am Grüntenblick in Agathazell. Einige hatten noch vorher dort gefrühstückt und dann konnte es losgehen. Nachdem ich bei einer früheren gemeinsamen Tour mit ihm festgestellt hatte, dass Ingo (mit Sozia) wohl der „Langsamste“ der Truppe war, nahm ich ihn direkt hinter mir ins Schlepptau und auf gings. Von Sonthofen aus über Hindelang hinauf zum Oberjoch. Auf diesem Abschnitt und auch weiter durch das Tannheimer-Tal musste ich feststellen, das Ingo immer weit zurückblieb. So blieb mir nichts anderes übrig, als etwas langsamer zu fahren. In Weissenbach beim tanken beklagten sich dann die anderen, dass wir bei dem Tempo (60 – 80 km/h) wohl sehr lange bis nach St. Kassian bräuchten. Meine Nachfrage bei Ingo ergab dann, dass er meinte, auf die anderen warten zu müssen und deshalb langsamer gefahren war. Nachdem das geklärt war ging es dann – flotter – weiter. Über Reutte und den Fernpass nach Telfs und über Landstraßen nach Innsbruck. Plötzlich fehlte Petra! Wir machten dann kurz vor Innsbruck einen Zwischenstopp und beratschlagten uns. Plötzlich war Petra wieder da! Sie hatte sich abhängen lassen und war dann auf die Autobahn gefahren. Als sie merkte, dass sie allein war fuhr sie wieder ab und traf uns genau dort wieder – Zufälle gibt’s!!! Von Innsbruck aus ging es dann auf der ostwärtigen Nebenstrecke über Ellbögen nach Mattrei und zum Brenner. Diese Nebenstrecke war einigen Teilnehmern vorher gar nicht bekannt – wie viele andere auch waren sie bisher immer über die alte Brennerpassstraße gefahren – fanden sie aber vor allem landschaftlich wesentlich reizvoller! Am Brenner erfolgte dann Tankstopp. Da ich direkt danach – noch auf der Passhöhe – in ein bekanntes Café wollte, sagte ich dies den anderen und fuhr dann schon mal die paar Meter vor. Alle anderen kamen dann langsam nach – alle anderen – äh, nein Wolfgang und Martina fehlten zunächst. Sie kamen dann aber auch, laut schimpfend, dass man sie allein gelassen hätte und sie garnicht wussten wo wir waren. Erst beim Weiterfahren hätten sie dann die gan-zen Motorräder mit „OA“ gesehen und uns wieder erreicht. Wie gesagt, Erfahrungen mit großen Gruppen muss man erst sammeln.
Vom Brenner aus ging es dann über die Autobahn bis Ausfahrt Brixen. Dannach fuhren (na ja – vielleicht ist eilten der bessere Ausdruck) wir Richtung St. Andrä hinauf zum Würzjoch. Auch diese Strecke war einigen unbekannt. Alle (ich betone ALLE) waren aber Feuer und Flamme für diese tolle Strecke!!! Hinauf nach St. Andrä kann man einfach Motorradfahren nach Herzenslust – wenig Verkehr, breite gut ausgebaute Straße, übersichtlich, herrliche Kurven und dann Gaaaaaaas! Kurz vor der Passhöhe Würzjoch machten wir dann Stopp an der Edelweißhütte (kannte ich von früher) und alle Gesichter strahlten angesicht der tollen Strecke. Danach war St. Kassian (über St. Martin und La Villa/Stern) schnell erreicht und alle konnten ihre Zimmer mit Beschlag belegen. Abends gingen wir dann gemeinsam zum Essen.
Nach dem Frühstück fuhren wir um 9:00 Uhr los. Zunächst zum ersten 2000er, dem Passo di Valparole (2192 m). Von dort hinab (!) zum Passo di Falzarego (2105 m). Der Passo di Falzarego ist einer der wenigen Pässe, auf deren Passhöhe es weiter hinauf geht zum nächsten Pass (hier dem Passo di Valparole) – dies ist, soweit ich weiß in den Alpen nur 5 oder 6 mal der Fall. Weiter gings Richtung Cortina d’Ampezzo und dann in wilder Jagd hinauf zum Passo di Giau (2233 m). Dort hinauf habe ich dann zum erstmal „freies Fahren“ angesagt. Dies hat sich seither bewährt. „Freies Fahren“ heißt, der Gruppenzwang ist aufgehoben und jeder kann nach seinem eigenen Gusto fahren – schnell, langsam – wie man eben will. Auf der Passhöhe haben wir uns dann wieder alle getroffen. Dannach führte uns der Weg nach Süden hinab ins Tal, dort links ab und wieder ging es hinauf, diesmal zum Passo Staulanza (1773 m). Hinab ins Tal und schon kam der nächste Anstieg. Der Passo Duran (1601 m) gehört zu der kleineren Sorte. Wenig Verkehr, schmal Straße, aber herrlich zu fahren! In Agordo war dann erstmal Kaffeepause angesagt (Joder sagt man in Italien besser Cappuccinopause?J). Dann über die Forcola Aurine (1299 m) und den Passo di Cereda (1369 m) weiter – Mittagspause. Wie bereits bei „Die Vorbereitung“ er-wähnt, hatte ich in Fiera di Primiero eine Gaststätte direkt an der Straße mit ausreichend Parkplätzen und guten Sitzgelegenheiten entdeckt und meine Gruppe dorthin geführt. Nach dem Mittagessen entschieden sich dann einige Teilnehmer, die weitere Strecke etwas abzukürzen und über den Rollepass wieder zurück nach St. Kassian zu fahren. Die anderen fuhren mit mir die geplante Route weiter. Über den Passo di Gobbera (988 m) und dem Passo di Brocon (1691 m) ging es weiter nach Telve. Hinter dem Ort war ich ganz gespannt, ob der weitere Weg immer noch gesperrt war, wie es ja bei der Vorbereitung der Fall war, aber nein – alles frei! Juchu!!! Die Strecke von Süden hinauf auf den Passo Manghen (2047 m) gehört für mich nach wie vor zum Schönsten, was die gesamten Alpen zu bieten haben! Also war wieder „freies Fahren“ angesagt und auf ging die wilde Jagd! Zunächst war ich vorne, aber bald kam Werner von hinten – er ist einfach schneller, muss man neidlos anerkennen – und ich lies ihn vorbei. Später kam dann noch Alex mit seiner Africa Twin und zog seine Bahn. Nach der Passhöhe war dann wieder Kaffeepause angesagt. Alle anderen trafen nach einander ein und alle waren begeistert. Hinab ins Tal gings dann weiter Richtung Cavalese, über Predazo nach Canazei und hinauf auf das Pordoi-Joch (2239 m) und über den Passo di Campolongo (1875 m) nach Corvara und schließlich nach La Villa/Stern, wo wir in einer Pizzeria (an der Abzweigung nach St. Kassian – ich dieser Pizzeria bin ich über all die Jahre immer wieder eingekehrt und kann sie nur wärmstens empfehlen) die anderen trafen, die über den Rollepass gefahren waren. Nach dem Essen ging es dann wieder nach St. Kassian und der nächste Morgen konnte kommen.
Mit dem Wetter hatten wir wieder Glück und so konnte es um 09.00 Uhr nach dem Frühstück losgehen. Die Tour sollte zunächst über das Grödner-Joch und das Sella-Joch nach Canazei führen und dann zum Karer-Pass und zum Karer-See. Die Strecke war ziemlich frei und daher schön zu fahren. Zum Grödner-Joch und zum Sella-Joch hinauf war wieder „freies Fahren“ angesagt und alle konnten mit vollem Genuss die herrlichen Kurven befahren. So macht Motorradfahren einfach Spaß. Am Karer-See war – wie dort allgemein üblich – Touristenauflauf angesagt. Einen Parkplatz für 18 Motorräder zu finden war hier gar nicht so einfach. Der Karer-See ist einfach ein herrliches Kleinod, der einen Abstecher immer lohnt. Die Bergkette des Latemar spiegelt sich darin und gibt ein Bild, was schöner nicht gemalt werden könnte. Nach diesem Besuch ging es wieder hinauf zum Karerpass und dann links ab zum Nigerpass und Richtung Seis am Schlern. Obwohl ich kein „freies Fahren“ angesagt hatte, wollten Wolfgang und Harald es sich mal „so richtig geben“ – leider nicht erfolgreich. Harald’s Motorrad verschlug es nach links in die Büsche – sehr zum Leidwesen von Harald. Eine spätere Analyse ergab, dass er wohl einen Gang zu weit runtergeschaltet hatte und statt des 2. den 1. erwischte. Das Ergebnis: Stempelndes Hinterrad und Wegrutschen. Der Schaden war ganz ordentlich, aber so, dass es noch weiterfahren konnte. Durch diese Unterbrechung musste ich die geplante Tour etwas verkürzen, sodass wir zunächst in der Nähe von Seis ein Gastwirtschaft zum Essen aufsuchten und dann nach Waidbruck hinunterfuhren. Von dort geht eine in herrlichen Kurven hinauf schwingende Straße nach Lajen. Der weitere Weg nach Gufidaun ist eher schmal (ein Teilnehmer sagte mir später: Das war doch keine Straße, dass war der E5 – für Eingeweihte, das ist der Fernwanderweg vom Bodensee nach Venedig). Die Strecke ist aber durchgehend asphaltiert und bietet wundervolle Blicke hinab ins Eisacktal. Von Gufi-daun ging es ins Vilnösstal und dann hinauf zum Würzjoch. Das Würzjoch ist von dieser Seite aus fast durchgehend so schmal, dass zwei Autos Probleme haben an einander vorbei zu kommen. Meine Überraschung ist also zu verstehen, als mir plötzlich ein großer Muldenkip-per entgegenkam! Ich kam noch recht gut an ihm vorbei, dachte mir aber „Die hinter mir wer-den sich freuen!“ Dennoch kamen alle mehr oder weniger gut an ihm vorbei und weiter gings hinauf zum Würzjoch. Ein paar Kilometer vor der Passhöhe war wieder der obligatorische Stopp an der Edelweißhütte angesagt. Danach ging es weiter hinauf zum Würzjoch und über Antermoia und St. Martin in Thurn hinab ins Gadertal. Der weitere Weg nach La Villa/Stern und zurück nach St. Kassian verlief ohne besondere Vorkommnisse. Dieser Tag endete mit dem gemeinsamen Treffen und Abendessen im „Störes“ in St. Kassian.
Nach dem Frühstück und der Verabschiedung von der Familie Mangutsch, die uns die 4 Tage über recht herzlich und freundlich betreut hatte ging es um kurz nach 09:00 Uhr wieder Richtung Heimat. Der Weg führte uns zunächst über La Villa/Stern hinab ins Gadertal, dem wir bis zur Einmündung ins Pustertal (von Toblach nach Brixen) folgten. Den Brenner hinauf bogen wir in Matrei wieder nach rechts ab und entflohen dem starken Verkehr auf der alten Brennerstraße. Wolfgang, als letzter unserer Truppe, hatte leider ein wenig Pech. In Matrei sprang eine Ampel auf Gelb um und Wolfgang fuhr noch durch – Fehler! Er fiel zwei österreichischen Motorradpolizisten in die Hände, die ihm 350 öS (rund 50 DM) abknöpften – sehr zum Leidwesen von Wolfgang, der ziemlich ungehalten war und lauthals schimpfte. Über Innsbruck, den Fernpass und Reutte ging es hinauf zum Gaichtpass und zum Oberjoch von wo aus wir wieder wohlbehalten Sonthofen erreichten.
Es hat sehr viel Freude gemacht! Wie ich aus den Reaktionen der anderen schließe ihnen auch! Eine Gruppe mit 18 Motorrädern zu führen ist sicherlich nicht einfach, aber es hat bei uns – nach anfänglichen kleinen Problemen – hervorragend geklappt. Ein Tipp für andere: Jeder versucht an seinem Vordermann dran zu bleiben. Der Hintermann ist zunächst nicht wichtig! Erst wenn es von der Hauptstrecke ab geht, muss geprüft werden, ob der Hintermann dran ist. Ist dies nicht der Fall, heißt dass: abbiegen und dort warten, so dass der Hintermann sieht „Hier geht’s ab“. Dann kann man weiterfahren. Wenn also jeder wartet bis der Hintermann sieht wo’s weitergeht kann nichts schiefgehen!!!
|
|